© hygobb 2017
UMWELT
Einhundert Prozent
Langsam ändert sich das Landschaftsbild. Die
Fahrt der letzten vier Stunden war sehr
eintönig. Zumeist Flachland, manchmal ein
wenig hügelig. Rechts und links nichts als
Maisfelder aus denen hohe Windkraftanlagen
und Stromleitungen in den Himmel ragen,
soweit das Auge reicht. Einzige Abwechslung
sind die regelmäßig auftauchenden
Biogasanlagen und Grundwasser
Pumpanlagen zur Foerderung der benötigten
gewaltigen Wassermengen fuer das Wachstum
der Biomasse.
Eine Reportage aus der
Zukunft
Wenigstens brauchen wir heute keine lästigen
Atemschutzmasken und Schutzanzüge mehr,
wie noch bei unserer letzten Durchquerung
vor ein paar Jahren. Die giftige Atmosphäre
dieser Gegend aus Pestiziden und Co. zum
Schutz der gigantischen Monokulturplantagen
ist zugunsten genveraenderter Pflanzen
gewichen, die Allem trotzen und Niemanden
mehr nähren. Man hat uns vor der Abfahrt
versichert, dass die verbleibenden
Herbizidausdünstungen nicht
gesundheisschädlich sind, wenn wir uns an
das vorgegebene Zeitkontingent halten.
Vor uns ragt nun die die erste Gebirgskette von
mehreren auf unserem weiteren Weg auf, das
heißt, was davon übrig ist. An den südwärts
gewandten Hanglagen glänzen, erstarrten
Eisbergen gleich, die zahllosen Keramikflächen
von Solaranlagen.
Eine Initiative gegen die
Zerstörung unserer
Kulturlandschaften
Dazwischen und an den anderen Bergflanken
überall zu Tal stürzende Rohrsysteme.
Die Bergrücken und Kuppen sind abgetragen,
die entstandenen Hochplateauflächen in große
Pumpwasserspeicher verwandelt und mit
Batterien hunderter Windkraftanlagen
bestückt. Die Täler sind umfunktioniert in
entsprechende Wasserauffangbecken. Wie
gigantische U-Boote, welche mittels hunderter
Propeller in die Lüfte steigen wollen, ragen
nun für die nächsten Stunden immer wieder
Ketten solcher kahlen Tafelbergreihen in den
Himmel. Verwoben durch ein dichtes Geflecht
aus Überlandleitungen.
Nach knapp tausend Fahrkilometern erreichen
wir endlich wieder bewohntes Gebiet. Balsam
für die Ohren, Augen und das Gemüt. Lachen
von Menschen, Vogelgezwitscher, natürliche
Landschaften. Leben schlechthin lässt die
beklemmende Stille und Einsamkeit der hinter
uns liegenden Tagesreise durch eine tote,
lebensfeindliche Gegend ab.
von Hygo B. Behrens ©2012
Wir haben es ohne Schäden und besondere
Vorkommnisse geschafft, das
dreihundertsechzigtausend Quadratkilometer
große Ehrgeizprojekt im Herzen der
Europäischen Union zu durchqueren.
Produkt einer Hysterie, der eine ganze Kultur
einst blühender Landschaften, artenreicher
Tierwelt und achtzig Millionen Menschen zum
Verhängnis geworden ist.
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